Ausstellung: Pferd und Sattel bei den Altsachsen

Datum:
Vom Sonntag, 19.08.2012
bis Sonntag, 09.09.2012
Ort:
Kloster Ebstorf, Kirchplatz 10, Propsteihalle, Ebstorf
(Anfahrskizze weiter unten)
Öffnungszeiten:
Di. - Sa. und an nicht kirchlichen Feiertagen: von 10.00 bis 17.00 Uhr
Sonntag und an kirchlichen Feiertagen: 14.00 bis 17.00 Uhr
Preise:
Eintritt frei
Anmeldung:
Nicht erforderlich, ausser es wird eine Führung gewünscht
Führungen:
Kostenlose Führungen von Gruppen und Personen sind nach Vereinbarung möglich.
Anmeldung bei: Christian Krohn, Tel. 04136/7141 oder E-Mail: ChristianKrohn@arcor.de
Ausstellungsleitung:
Kloster Ebstorf, Tel. 05822-2304
E-Mail: presse@kloster-ebstorf.de
Bürozeiten: Mo. bis Fr. 8.30 - 12.30 Uhr
Links:
Kloster Ebstorf
Samtgemeinde Bevensen-Ebstorf

Die Ausstellung wird organisiert und durchgeführt vom Kloster Ebstorf, Äbtissin Erika Krüger, dem Verein für Heimatkunde im Raum Scharnebeck e. V., und dem Freundeskreis für Archäologie in Niedersachsen e. V. (FAN).

Wir laden Interessierte zur Präsentation des altsächsischen Sattels ein. Gezeigt werden ferner die Grabungsfunde des spätsächsischen Friedhofs, der auf dem Kronsberg bei Rullstorf entdeckt und ausgegraben wurde. So können Sie nachvollziehen, wie die Originalteile gefunden, analysiert sowie konserviert wurden und wie nach dieser Vorarbeit der Sattel mit erfahrener Handwerkerkunst rekonstruiert werden konnte. Also Indiana Jones in der Realität und mit den Möglichkeiten von heute.

Anfahrskizze

Anfahrtskizze

Räumlichkeit

Propsteihalle

Die Propsteihalle des Klosters Ebstorf ist ist ein historischer Raum, in dem Konzerte und Ausstellungen stattfinden. Sie bietet der Ausstellung ein hervorragendes Ambiente. Der Besuch der Ausstellung lässt sich bequem mit einem Besuch des Klosters verbinden - oder auch umgekehrt. Bei Hitze wird der Besucher von einer angenehmen Kühle empfangen, bei Regen kann er der Nässe entfliehen. Im Winter - kommen Sie leider zu spät zu der interessanten Ausstellung. Auch stehen Sitzgelegenheiten zur Verfügung.

Zur Entdeckung des Sattels und zur Nachbildung

Seit 1979 fanden auf dem Kronsberg bei Rullstorf fast in jedem Jahr archäologische Ausgrabungen durch das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege statt. Sie waren notwendig, um die im Boden erhaltenen Siedlungsspuren und Gräberfelder vor der Zerstörung durch den Sandabbau zu dokumentieren.

Pferd mit Sattel

Nach 30 Jahren archäologischer Forschungen auf dem Kronsberg ist die vom Sandabbau betroffene Fläche vollständig ausgegraben. Die archäologisch interessanten Bereiche reichen noch weit über die bislang untersuchten Abschnitte hinaus.

Nachdem die Fundaufarbeitung inzwischen fast abgeschlossen ist, können nun die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse einer über 5000 Jahre andauernden Besiedlung des Kronsberges den interessierten Bürgern vorgestellt werden.

Im Mittelpunkt dieser Ausstellung steht ein Objekt des fundreichen spätsächsischen Gräberfeldes auf dem Kronsberg. Es ist ein Objekt der Sonderklasse. Es handelt sich um den ersten sicher rekonstruierten Sattel des 8. Jahrhunderts n. Chr. Er wurde im Sommer 2000 bei den Ausgrabungen entdeckt, im Block geborgen und unter Laborbedingungen in den Werkstätten des Niedersächsischen Landesamtes für Denkmalpflege in Hannover untersucht.

Im Rahmen der Freilegungen wurden zahlreiche naturwissenschaftliche Untersuchungen durchgeführt. Dadurch konnten die Befunde vollständig erschlossen, gedeutet und überraschende Ergebnisse erreicht werden. Erst durch diese Untersuchungen war es möglich, die unscheinbaren und stark korrodierten Funde zu deuten und die Grundlagen für die vollständige Nachbildung des ehemaligen Sattels zu erreichen.

Pferd mit Sattel

Bereits 1935 und 1951, lange vor dem Rullstorfer Sattelfund, waren - aus größtenteils zerstörten Gräbern bei Hollenstedt im Kreis Harburg und in Hamburg-Schnelsen, Metallfunde geborgen worden, die vom Ausgräber mangels Befundzusammenhang zunächst als Beschlagteile von Eimern und Kästen gedeutet wurden. Erst in einer späteren Untersuchung der Fundstücke durch Hans Drescher wurde von ihm der Verdacht geäußert, dass es sich bei den genannten Funden wohl eher um Sattelbeschläge handeln könnte. Wegen der fast vollständigen Zerstörung der Grabanlagen war der archäologische Nachweis für diese Vermutung aber nicht möglich. Diese Funde werden durch den Rullstorfer Sattelfund erklärt und bei dieser Ausstellung vorgestellt.

Ferner wird ein Sattelfund des 8. Jahrhunderts aus Sarstedt bei Hannover in den Vergleich einbezogen, der 2001 ausgegraben und 2007 von Dr. E. Cosack publiziert wurde.

Auch im Licht dieser Vergleichsobjekte bleibt der Rullstorfer Sattel ein herausragendes Einzelobjekt. Dies nicht nur wegen seiner reichhaltigen Verzierung und den Unterschieden in der Form der Sattelbeschläge. Auch der Befund, dass dem zugehörigen Pferd der Kopf abgetrennt wurde, steht auch im Gegensatz zu den übrigen 41 auf dem Kronsberg bestatteten Pferden, denn diese wurden ohne Sattel und mit dem Kopf ins Grab gelegt.

Die Suche nach solchen Vergleichsfunden führt uns ins Siedlungsgebiet der Thüringer, wo Pferde häufiger ohne Kopf ins Grab gelangten. Vielleicht stammt der Rullstorfer Sattel ja auch aus dem Thüringerland.

Dr. Wilhelm Gebers (FAN) Email: gebers@fan-nds.de

Katalog

Weitere Informationen erhalten Sie im Begleitkatalog "Auf dem Weg nach Walhall. Die Pferde der Altsachsen - Begleiter in Leben und Tod."

Der Katalog ist zum Preis von 12 Euro bei der Ausstellung oder durch Bestellung bei Christian Krohn, Am Kronsberg 4, 21379 Rullstorf (Tel.: 04136 7141) zu erhalten.

Danksagung

An der Befunderhebung, der Materialbestimmung und der Rekonstruktion waren folgende Institutionen und Personen beteiligt:

  • Ausgrabung: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (NLD), Hannover, Grabungsleitung: Dr. Wilhelm Gebers.
  • Blockbergung und Freilegung: Rolf Wienert (NLD).
  • Röntgenuntersuchungen: H. Bauer, Materialprüfanstalt Hannover
  • Restaurierung der Funde: Christiane Matz, Dipl. Rest. (FH), NLD.
  • Holzbestimmungen: Prof. Dr. H. Eckstein, Institut für Forst- und Holzwirtschaft, Hamburg.
  • Leder- und Fellbestimmungen: Jutta Gopfrich (Restauratorin), Deutsches Ledermuseum Offenbach.
  • Fotografische Funddokumentation: Christa S. Fuchs, NLD, Hannover.
  • Nachbildung der Sattelbeschläge: Hermann Suhrke, Boltersen.
  • Anfertigung des Sattelbaumes, Montage der Beschläge und Riemenverbindungen: Sattlermeisterin Caroli Holeber, Nürnberg.
  • Zeichnungen, Bildbearbeitung und Grafik und Montage für diese Ausstellung: Agata Michalak; Vijay Diaz (NLD), Hannover.
  • Geländemodell: Egon Brügge, Reppenstedt

Allen Mitarbeitern und Helfern, die uns bei der Bergung und Aufbereitung der Funde und bei dem Aufbau dieser Ausstellung behilflich waren, sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Gefördert durch den Lüneburgischen Landschaftsverband aus Mitteln zur regionalen Kulturförderung, durch die Stiftung der Sparkasse Lüneburg zur Förderung der Kunst, durch die Gemeinde Scharnebeck, das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege, Hannover und v. a.