Das erste Dorf Scerenbeke wieder entdeckt

(Die Gemeinde, Ausgabe Januar / Februar 2013, Seite 1 - Titelseite)

Blick auf Scharnebeck

Der Ort Scerenbeke wurde unter anderem 1231 und 1251 in Kirchenurkunden genannt. Im Laufe der Jahre wurde der Name von Scerenbeke zu Schermbeke, um 1529 zu Scharmbeke und zu heute Scharnebeck.

Nach Prof. Dr. Udolph bedeutet der Name "am klaren Bach" (schiren beke). Ältere Bürger aus Scharnebeck können sich noch an einen Bachverlauf am Fuße des Hanges im "Ofeld" erinnern. Der Scerenbeke entsprang im Wald westlich von Lentenau; die Flurbezeichnungen "Carpen Dieks Riede" und "Saal Teich" lassen auf ein wasserreiches Gebiet schließen. Der weitere Bachverlauf führte dann nach Norden, etwa im Bereich der heutigen Kreisstraße bis zum Beginn der Bebauung, um hier etwas nach Nordosten abzuknicken.

Etwa in der Mitte des heutigen Bahnhofs kreuzte der Bach die Gleisanlagen in einem Durchlass und floss weiter nach Norden, um sich mit dem Sauerbach zu vereinigen. In der Karte der Hannoverschen Landesaufnahme von 1774 ist der Bachverlauf der Scerenbeke noch vollständig dargestellt.

Das altsächsische Dorf Scerenbeke lag wohl im Bereich des "Ofeldes" am Hang vor dem Drögeholz in der Gemarkung Scharnebeck. Bei Flurbegehungen wurden von mir viele Keramikscherben, überwiegend aus sächsischer Zeit, gefunden. Dr. Gebers vom Niedersächsischen Landesamt für Denkmalpflege interessierte sich für die Keramik und organisierte in den Jahren 2011 und 2012 Suchaktionen mit Metalldetektorgängern. Auf Grund seiner Grabungserfahrung vom Kronsberg in Rullstorf glaubte er, dass man mit den Sonden Metallfunde machen könnte.

Schon bei der ersten Suche der Sondengänger wurden neben neuzeitlichen Dingen, wie Münzen, Bleiplomben, Beschlägen und Maschinenteilen, vier sächsische Bronzefibeln gefunden. Unter den besonderen Funden waren zwei Bügelfibeln mit halbrunder Kopfplatte mit drei Knöpfen (sogenannte Dreiknopffibeln) aus dem 5. Jahrhundert nach Christus und zwei weitere schlecht erhaltene Scheibenfibeln, wohl aus dem 9. Jahrhundert.

Auch im Jahre 2012 wurden wieder interessante Funde gemacht, unter anderem eine römische Münze, ein Denar von Kaiser Trajan (um 110 nach Christus) und eine langobardische Fibel aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. Auf Grund der Funde ist es höchst wahrscheinlich, dass sich schon in der langobardischen Zeit (Christus Geburt bis um 300 nach Christus) und später in der altsächsischen Zeit (um 400 nach Christus bis 900 nach Christus) im "Ofeld" eine Ansiedlung befand.

Und da diese Siedlung "am klaren Bach" lag, nannten die Sachsen den Ort "Scerenbeke". Zur Zeit der Karolinger wurde dann das Dorf in den Bereich von "Alt Scharnebeck" (Olde Hoff) verlegt. Gegenüber dem "Ofeld" in östlicher Richtung, auf der anderen Seite der Scerenbeke, wurde in diesem Jahr auf dem Acker "Diestelstücke" ein Friedhof aus der Jastorfzeit (500 – 300 vor Christus) entdeckt. Bei Feldbegehungen wurden zahlreich Keramikscherben und Knochenbrandstücke gefunden.

Vielleicht liegt hier im Gebiet zwischen Bahnhof Scharnebeck und Lentenau die Urzelle von Scharnebeck, ähnlich wie auf dem Kronsberg in Rullstorf. Dort siedelten unsere Vorfahren seit der Steinzeit (4000 vor Christus), bis in Altsächsischer Zeit (um 900 nach Christus) die Siedlung verlegt werden musste. Nach dem die Karolinger die Sachsen in langjährigen Kämpfen besiegt hatten, wurde die Verwaltungsstruktur aus dem Frankenland auf Sachsen übertragen.

Z. B. wurden ausgesuchte Dörfer zu Zentralorten mit "Herrenhof", Kirche und Kirchhof ausgebaut oder es wurde um die Kirche ein neues Dorf errichtet.

Foto: K.-O. Röckseisen, Scharnebeck - Blick vom Ofeld auf das Neubaugebiet Lüneburger Straße

Text: Chr. Krohn, Rullstorf

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