Heimatkalender April 2005

Der große Brand von Artlenburg am 23. April 1821

Die Gestalt des Flecken Artlenburg hat sich in der Vergangenheit immer wieder verändert. Die herausgehobene Lage an dem durch die Natur begünstigten Elbübergang brachte es zwangsläufig mit sich, daß der geschichtsträchtige Ort wiederholt von kriegerischen Auseinandersetzungen betroffen war. Aber auch ohne solche Ereignisse nahmen insbesondere Brände Einfluß auf das Aussehen von Artlenburg.

Zeichnung Artlenburg 1579
Artlenburg 1579 (nach Stella von Siegen)

Eine wesentliche Veränderung des bis dahin eher geschlossenen Ortsbildes folgte nach dem großen Brand von 1821. Eine Frau hatte abends um 22 Uhr das Licht unvorsichtig hingestellt, als sie einen Besuch hinausgeleitete. Die entstehende Feuersbrunst legte in nur einer Stunde 21 Bauernhöfe, das Pfarrwitwenhaus, beide Schulhäuser, die Kirche und die Pfarrscheune in Schutt und Asche, insgesamt 54 Wohnungen. Eine Frau starb beim Versuch, noch etwas aus der Glut zu retten. Die Obstbäume im Garten und das Gras unter den Füßen brannten. Der Horizont glühte weithin blutrot.

Es wurden danach genaue Verzeichnisse angelegt, die die Verluste an Tieren (20 Pferde, 50 Kühe, 40 Schweine und viel kleineres Vieh) und Geräten (25 Wagen, 18 Pflüge, usw.) nach den betroffenen Bewohnern auflisteten. Schließlich werden 45 Kinder genannt, deren Schulbücher (Bibeln, Testamente, Gesangbuch, Katechismus, Fiebeln etc.) verbrannt waren.

Um die Not zu lindern, gingen zahlreiche Sach- und Geldspenden ein, die sogar aus Celle, Hannover und Osnabrück stammten. Auch über die Verteilung der Mittel und Gaben wurden Verzeichnisse geführt.

Zum Aufräumen der Brandstellen waren auch die Einwohner der Nachbardörfer verpflichtet. Die jeweiligen Bürgermeister mußten mit den festgesetzten Kräften um 6 Uhr vor Ort erschienen. Wer sich verspätete oder ganz ausblieb, musste einen zusätzlichen Tag dienen.

Beim Wiederaufbau des Ortes errichtete man die Häuser dann größtenteils an der begradigten Heerstraße (heute: L 217), die Fensterenden der Häuser zur Straße ausgerichtet. Zur entsprechenden Regulierung der neuen Bauplätze wurde ein Plan von Artlenburg aufgemessen (Nds. HStA Hannover - 32 k Artlenburg 1 pm). Diesen hat Ernst Reinstorf in seine nachsthende Zeichnung übernommen (vgl. Elbmarschkultur, Harburg, 1929, Seite 151): Die schwarz eingezeichneten Gebäude waren nicht abgebrannt; die eingeäscherten Häuser sind mit kleinen Kreisen, die neuen mit Rechtecken verzeichnet; die schwarzen Wege sind die früheren.

Zeichnung einer Karte von Artlenburg
Artlenburg nach dem Brand vom 23. April 1821

Bilder und Text: Henning Soltau,Scharnebeck

Katasterkarte von Artlenburg 1903

Katasterkarte von Artlenburg 1903

Rot eingezeichnete Gebäude besitzen Hartdach (Ziegel, Schiefer), gelbe Gebäude haben ein Weichdach (Stroh, Reet); auf der Karte liegt Norden links. Die Katasterkarte wurde zur Verfügung gestellt von der VGH, 30140 Hannover.

Ein großer Abdruck befindet sich im Heimatstübchen Artlenburg.

Originallayout

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Heimatkalender April 2005, 1. Blatt
Heimatkalender April 2005, 2. Blatt