Heimatkalender März 2003

Bodenfunde in der Gemarkung Echem

Das Urstromtal der Elbe weist an seinen Ufern, den Geesträndern und auf den inselartigen Erhebungen in der Marsch älteste Spuren menschlicher Besiedlung auf. Die fruchtbaren Flußniederungen waren nach dem Rückgang der letzten Eiszeit die ersten Lebensräume, die von Vegetation und Tierwelt zurückerobert wurden und den einwandernden Sammlern und Jägern der Steinzeit ausreichend Nahrungsgrundlage boten.

So finden die Archäologen überall in unserer Region die Zeugnisse frühgeschichtlicher Siedlungen. Spektakuläre Funde wie auf dem Rullstorfer Kronsberg sind dabei aber selten. Doch die anderen Orts zufällig zu Tage geförderten Relikte der Vergangenheit lassen ebenfalls gute Rückschlüsse auf die Vorgeschichte unsere Dörfer zu.

Der Heimatforscher Robert Sponagel hat die ihm bekannten Kleinfunde in der Gemarkung Echem 1960 katalogisiert und auswerten lassen. Die Datierung der Objekte läßt auf eine Besiedlung der ehemaligen "Elbinsel Echem" seit ca. 2000 v. Chr. schließen.

Eine etwa 4000 Jahre alte Steinaxt wurde 1912 bei Arbeiten an einem Graben in Fischhausen gefunden. Pfeilspitzen und Schaber aus Flintstein sowie Handmahlsteine fanden sich meist bei Aushubarbeiten auf verschiedenen Hausgrundstücken im Dorf. Ergiebigste Fundstätten aber waren die beiden Dünenzüge, die sich östlich von Echem in Richtung Bullendorf und Hittbergen erstrecken.

Auf der "Heimkhorst" zwischen dem neuen Sportplatz und der Hittberger Flugrenze wurde in den 30er-Jahren ein Einbaum hoch gepflügt, den ein Fischer vor 2000 Jahren benutzt haben mag. Auch die Scherben bronzezeitlicher Urnen traten dort bei Feldarbeiten immer wieder zu Tage. Gut erhaltene Urnen fand man nur auf landwirtschaftlich ungenutzten Flächen im Raum Bullendorf.

Hinter dem östlichen Echemer Ortsausgang lag früher ein Drof, dessen Name sich in der Flurbezeichnung "Lüninghorst" erhalten hat. Letztmalig urkundlich erwähnt wurde der Ort im Jahre 1458. Die dortigen Sanddünen waren noch bis vor 60 Jahren weitgehend unbewachsen, und oft legte der Wind die Spuren der alten Siedlung frei, die von mittelalterlichen Hausplätzen zurück bis zu Brandstätten und Urnenfriedhöfe der Jungsteinzeit reichten.

Daß die hiesigen Langobarden um Christi Geburt auch Kontakt mit den Römern hatten, belegt der Fund einer römischen Silbermünze (geprägt 45 v. Chr.) bei der Gärtnerei Bühring.

Große Schätze sind aber unter Echems Boden nicht zu erwarten, obwohl Heimatforscher aus der näheren Gegend wie Sponagel und Reinstorf, sowie auch von außerhalb wie von Hammerstein und Manecke in der Echemer Umgebung den Ort "Hluini" vermuten, wo im Jahre 795 das Schiff des Abotritenkönigs Witzans auf der Elbe versenkt wurde. Denn damals flossen noch viele Elbarme durch die Marsch bei Echem. Witzans aus dem Mecklenburgischen Abotritengebiet war auf dem Weg zu einem Bündnistreffen mit Karl dem Großen in Bardowick. Aufständische Sachsen fingen den Fürsten unterwegs ab. Vielleicht war der hierzu chronistisch überlieferte Ort "Hluini" ja unser Lüninghorst und nicht, wie viele Lüneburger Heimatkundler meinen, "Lüne", welches ja auch weder in Elbnähe, noch am Weg von Mecklenburg nach Bardowick lag. Daß südöstlich von Bullendorf noch bis in das 14. Jahrhundert ein Dorf namens "Witzandorpe" existierte, gibt dieser Sage weitere Nahrung.

Es müssen aber nicht die aufregenden geschichtlichen Ereignisse sein, die uns mit archäologischen Funden näher gebracht werden. Das alltägliche Handwerkszeug, Gebrauchsgegenstände, Waffen, frühere Wonstätten nd Grabanlagen geben uns wertvollere Aufschlüsse über Lebensweise und Kultur unserer direkten Vorfahren.

Bilder: Peter Laging, Scharnebeck

Text: Dirk Krause, Echem

Archäologische Bodenfunde in Echem

Zwei Urnen
Eine Urne
Eine Urne

Auf dem Dünenzug westlich von Bullendorf wurden fünf Urnen aus vorrömischer Kaiserzeit (Stufe Ripdorf, 300 - 150 v.Chr.) geborgen. Diese befinden sich heute in der archäologischen Abteilung des Museums für das Fürstentum Lüneburg.

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Heimatkalender März 2003, 1. Blatt
Heimatkalender März 2003, 2. Blatt