Heimatkalender November 2002

Das älteste Haus in Jürgenstorf

Dieses schöne Flettdielenhaus wurde im Jahr 1739 in Zweiständerbauweise in Jürgenstorf (jetzt Jürgenstorfer Straße Nr. 4) erbaut. Der älteste Nachweis des Bestehens des Hauses ist die Balkeninschrift über der Dielentür. Die Fundamente aus Felsen des jetzigen Gebäudes stammen noch von einem Vorläuferhaus. Es handelt sich um ein typisches niedersächsisches Bauernhaus, das noch heute seine Entwicklung im Aufbau erkennen läßt. Der aufgeständerte Einraum, die Flettdiele mit den seitlich angehängten Ställen sind noch vorhanden. Ursprünglich waren die Ställe zu der Diele in offen. Die Höstständer, die das Dach über der Diele tragen und die dicken Querbalken über der Diele sowie fast alle übrigen tragenden Holzteile sind überwiegend noch im Original erhalten.

In der Mitte am Ende der Diele war die offene Feuerstelle. Bis 1954 wurde dieses Haus in seiner ursprünglichen Form als Rauchhaus genutzt. Über der offenen Feuerstelle war eine Decke eingezogen. Darüber hingen über die ganze Hausbreite Schinken, Speck und Würste zum Räuchern. Auch die Nachbarn brachten ihre Vorräte aus diesem Grunde hierher. Deshalb durfte auch nur mit Laubholz gefeuert werden. Dem einmaligen Geschmack dieser Räucherwaren trauern die Einwohner auch heute noch nach. Hinter der Diele mit der Feuerstelle liegt das Stubenende mit der guten Stube und den Kammern.

Das Dach wurde 1998 erneuert und natürlich wieder mit Reet gedeckt. Beim Abnehmen des alten Daches wurde den Arbeitern noch einmal deutlich, daß das Haus lange Zeit als Rauchhaus genutzt wurde. In dem alten Reet und an den Dachsparren hatte sich der Jahrhunderte alte Sott (nordd. Ruß) abgesetzt, der jetzt bei der Freilegung gewaltig staubte.

Ursprünglich hatte der Hof die Größe eines Vollhofes von 40 ha und damit ungefähr die gleiche Größe wie die anderen Vollhöfe des Ortes. Im Jahre 1918 hat der Großvater des jetzigen Eigentümers Rolf Moormann die Gebäude und einen Teil der Ländereien von dem damaligen Eigentümer Veertein erworben. Bis 1990 wurde auf dem Hof Landwirtschaft betrieben. Zuletzt wurden im Nebenerwerb noch rund 9 ha Land bewirtschaftet. Als die Landwirtschaft noch als Haupterwerb betrieben wurde, gehörten rund 20 ha zum Hof.

Der Großvater war Milchfahrer, das heißt, er sammelte die Milchkannen bei den Bauern ein und fuhr sie zur Molkerei nach Bleckede. Später, als die Jürgenstorfer sich für die Anlieferung ihrer Milch nach Echem entschieden hatten, fuhr er die Milchkannen dorthin. Die Milchbank vor dem Hause Moormann war immer ein beliebter Treffpunkt für die jungen Leute des Dorfes zum "Klönsnack".

Bilder und Text: Otto Soetbeer, Jürgenstorf

Grundriss

Ursprünglich waren die Wände auf der Diele zwischen den Ställen und den beiden Kammern nicht vorhanden, damit von der Feuerstelle aus das Vieh überwacht werden konnte.

(Alle Längenangaben in meter)

Altes Flettdielenhaus in Jürgenstorf

Foto Fleetdielenhaus
Foto Fleetdielenhaus

Die Inschrift auf dem Balken über der Dielentür lautet:

"HANS FRÖLING      MARIA MAGDALENA FRÖLING

HIER HAT UNSERS NACHBAHRS FEUER UNSER HAUS ZUR ASCH GEMACHT DEN 10. NOVEMBER 1738

GEMEINSAM MIT FREUDE HÜLFFE DIES HAUS IN DIE HÖH GEBACHT DENN 5. MAY 1739

GOTT SEY DAFÜR HOCH GEPRIESEN ER NEHM ES FÜHR NOHT IN ACHT"

Originallaoyut

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Heimatkalender November 2002, 1. Blatt
Heimatkalender November 2002, 2. Blatt