Heimatkalender Juni 2001

Burg, Veste oder Schloß Lüdershausen

Unsere Landschaft ist reich an Burgplätzen und Resten von alten, sie umschließenden Wasserläufen. Leider aber fehlen imponierende Bauwerke oder Ruinen von solchen Burgen oder Schlössern wie an der Saale oder am Rhein vollständig, bis auf geringe Reste. Auch fällt es schwer, diese Burgen oder befestigten Häuser in ihrem früheren Aussehen zu beschreiben. Meist kennen wir auch ihr genaues Entstehungsjahr nicht. Die Annahme früherer Heimatkundler, daß die Burgen oder Schlösser in Lüdershausen, Artlenburg, Bütlingen, Horburg u.a. Hermann Billung (911-793) zuzuschreiben seien und der Abwehr der in unseren Raum eingedrungenen Wenden dienten, wird in der neueren Forschung bestritten. Gründungsurkunden aus dieser Zeit lassen sich nicht vorlegen.

So wird die Burg in Lüdershausen erst 1351 am alten Neetze-Übergang erwähnt, als sie mitsamt dem Dorf Lüdershausen der Stadt Lüneburg verpfändet wurde. Lüneburg hatte immer ein besonderes Interesse an dieser Burg, weil sie den Übergang über die Neetze sicherte und gleichzeitig eine wichtige Grenz- und Zollstelle an der alten Heer- und Salzstraße nach Artlenburg und Lübeck darstellte. Insgesamt hatte die Stadt Lüneburg mehr als 200 Jahre die Pfandherrschaft über diese für sie wichtige Burg. Zahlreiche Lüneburger Bürgermeister waren zugleich nebenamtlich Burghauptleute für Lüdershausen. 1600 übernahm die in Winsen/Luhe residierende Herzogin Dorothea die Burg oder das Schloß nach einem Rechtsstreit durch Ablösung der Pfandsumme. Oft wurde die Burg in kriegerische Auseinandersetzungen einbezogen, so im Lüneburger Erbfolgekrieg (1371-1385), im sogenannten Satekrieg (1396-1407) und besonders im 30-jährigen Krieg (1618-1648). Hierbei wurde die Burg erheblich in Mitleidenschaft gezogen. 1650 wurden schließlich nach einem vorherigen Brand die Reste abgeborchen. Nur die Wirtschaftsgebäude blieben erhalten. (Siehe altes Kartenbild)

Heute befindet sich auf dem Burgplatz der Hof der Familie Kloodt, die diesen Platz nach dem Dorfbrand 1819 käuflich erworben hat. Nach einem Bericht einer alten Dorfbewohnerin soll noch vor 80 Jahren ein unterirdisches Gewölbe der Burg auf dem Hofplatz Kloodt eingebrochen sein. Reste des alten Burggrabens sind noch heute erkennbar.

Planausschnitt der Gemarkung Lüdershausen
Planausschnitt von der Gemarkung Lüdershausen, Flur 7, nach dem Stückvermessungs-Handriß vom Oktober 1871 (aus dem Katasteramt Lüneburg)

Bilder und Text: Wilhelm E. Hoop, Brietlingen

Ehemaliger Burgplatz in Lüdershausen

Karte des Burgplatzes

In der rechten unteren Bildhälfte sind neben der Neetzebrücke zwei Gebäude auf einem erhöhten Platz dargestellt. Aus der Neetze kommend, verläuft ein Wassergraben an der rechten Begrenzung des ehemaligen Burgplatzes (Herrschaftliches Vorwerk) entlang.

"Situations Carte von der von Artlenburg nach Lüneburg führenden Volks- und Herrstraße in soweit selbe das Amt Bütlingen berühret. Vermessen und aufgetragen von Bartels Ano 1746." Quelle: Nds. Hauptstaatsarchiv Hannover (32 k Brietlingen 1k)

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Heimatkalender Juni 2001, 1. Blatt
Heimatkalender Juni 2001, 2. Blatt