Tag des offenen Denkmals 2014

Chorgestühl und Marienfigur in der St.-Marien-Kirche

Zu den größten Kunstschätzen in der St. Marienkirche gehören die Reste des Chorgestühls und die Marienfigur aus Sandstein, beide stammen aus dem 14. Jahrhundert.

Der Chorraum in der Marienkirche, der im Altarbereich noch erhalten ist, ist relativ schmal und wird nur zwei Stuhlreihen Platz geboten haben. Die Reste des ehemaligen Chorgestühls, vorhanden sind nur die Seitenteile, sind 1906 und 1959 neu zusammengestellt worden, wobei die ursprüngliche Anordnung der Chorwangen und des Levitenstuhls verändert wurde, was die Interpretation des figürlichen Bildwerk auf den Chorwangen erschwert.

Die Chorwange an der südlichen Seite des Chorraums, dem Mittelschiff zugewandt, zeigt als Symbole der Auferstehung den Pelikan, den Vogel Phönix und den Strauß. Darunter wird der Kampf zwischen David und Goliath dargestellt.

Die Chorwange, die jetzt an der Ostseite dieses Chorgestühls steht, gehörte ursprünglich zum nördlichen Chorgestühl und begrenzte dieses zum Kirchenschiff hin. Dargestellt werden die Ankündigung der Geburt Jesu durch Propheten, die Verkündung des Engels der Geburt Jesu gegenüber Maria und unten König Gideon mit dem Vlies (Fell), welches in einer trockenen Nacht war und in einer regnerischen Nacht trocken. Dieses Zeichen Gottes wurde von den Kirchenvätern mit dem Wunder der Geburt Jesu verglichen.

Auf der Nordseite des Chorraums steht der ehemalige Levitenstuhl. In den Seitenteilen sind Rankenwerk (Wein und Feigen) sowie verschiedene Tiere geschnitzt. Die Schrift auf den Schriftbändern unter den Tieren ist nicht zu lesen, was die Interpretation erschwert. Mit Hilfe des mittelalterlichen Textes des Physiologos kann man sich der Bedeutung nähern.

Alle Schnitzereien sind sehr genau ausgeführt und von starker Ausdruckskraft. Dieses Werk kann einen Vergleich mit Schnitzereien an anderen Chorgestühlen aus dieser Zeit bestehen.

Die Marienfigur aus Sandstein stand ursprünglich in einer Mauernische des Torhauses des Klosters und war Wind und Wetter ausgesetzt. Maria steht in dem für die Gotik typischen S-Schwung und wendet sich dem Kind zu, dessen Kopf und Arme nicht mehr vorhanden sind. Gesicht und Figur entsprechen dem Schönheitsideal der Entstehungszeit und vermögen auch heute zu bezaubern. Die Figur war ursprüngliche bemalt. Das Gewand war zinnoberrot, der Saum vergoldet, das Haar braun. Auf der Brust befinden sich, nur aus nächster Nähe zu erkennen, zwei Vogelkrallen.

Das Kind hielt einen Vogel in der rechten Hand. Dieses Motiv wurde von vielen Künstlern im 14. und 15 .Jahrhundert dargestellt und erinnert an die Erzählung, dass Jesus als Kind einen aus Lehm geformten Vogel in die Hand nimmt, worauf dieser zum Leben erweckt wird.

[Joachim Pflücker]

Foto: Willi Sgodzaj, Scharnebeck

Chorgestühl Nordseite mit Taufbecken (um 1600)

Foto: Willi Sgodzaj, Scharnebeck

Chorgestühl Südseite: Kampf zwischen David und Goliath

Foto: Willi Sgodzaj, Scharnebeck

Chorgestühl Südseite: Pelikan, Phönix und Strauß

Foto: Willi Sgodzaj, Scharnebeck

Marienskulptur 14. Jhdt.

Foto: Willi Sgodzaj, Scharnebeck

Marienskulptur 14. Jhdt.